Marken haben Logos, Städte und Staaten haben Flaggen und Wappen. Daran erkennen wir sie wieder. Solche Symbole begegnen uns überall, wie etwa heute der deutsche Bundesadler. Auch die Antike kannte schon Staatssymbole. Hiermit markierten griechische Stadtstaaten z.B. Münzen, Gewichte, Maßgefäße oder Amphoren als offiziell. Wir sprechen mit Dr. Simone Killen vom Deutschen Archäologischen Institut, die sich intensiv mit dem Phänomen dieser „Parasema“ beschäftigt hat.
Folge 29 von Ausgesprochen Alt.
Die griechischen Staatssymbole (Parasema) begegneten den Menschen in der Antike auf vielen unterschiedlichen Objekten des Alltags. Sie haben einen offiziellen Charakter, weil sie von staatlichen Funktionsträgern hergestellt oder verwendet wurden.
- Handel & Produktion (z.B. Münzen, Marktgewichte, Maßgefäße, Amphoren, Ziegel, Webgewichte, Wasserrohre)
- Rechtsakte (Siegel, Losplaketten, Psephoi = Stimmsteine, z.B. im Agora-Museum, Athen)
- Staatliche Repräsentation (Urkundenreliefs, Weihgeschenke)
- Kriegswesen (Schilde, Tätowierungen)
Über diese Parasema sprechen wir diese Folge:
- Die Eule(n) von Athen:
- Eule:
- Marktgewicht mit Eule: Musée d’art et d’histoire (Genf)
- Tetradrachmon: Kopf der Athena n. r. / ΑΘΕ, Eule n. r., Kopf frontal, darüber Olivenzweig und Halbmond, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Doppeleule:
- Diobol: Kopf der Athena n. r. / ΑΘΕ, Zwei Eulen mit einem frontalen Kopf, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Fliegende Eule:
- Trihemiobol: Kopf der Athena n. r. / ΑΘΕ, Eule mit gespreizten Flügeln, darüber zwei Olivenblätter, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Eule:
- Der Thunfisch von Kyzikos:
- Stater: Herakles-Knabe, mit Schlange ringend, und Iolaos, darunter Thunfisch / Quadratum Incusum, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- 1/12 Stater: Pegasosprotome n. l., darunter Thunfisch / Quadratum Incusum, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Das grasende Pferd von Alexandria Troas:
- Tetradrachmon Alexanders d. Großen: Kopf des Herakles n. r. / ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΥ, Zeus Aeotophoros, im Abschnitt grasendes Pferd n. l., Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Bronzemünze zur Zeit des Commodus: IMP CAI M AVR COMMOD AVG, Büste des Commodus n. r. / COL AVG TROAD, Grasendes Pferd n. r., RPC IV.2 11292 (temp.), Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
Parasema als sprechende Zeichen:
- Die Rose von Rhodos:
- Didrachme: Kopf des Helios dreiviertelfrontal / ΡΟΔΙΟ[N] // ΕΥ, Rose, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Der Granatapfel von Side:
- Tetrobol: Granatapfel / Kopf der Athena n. r., Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
- Stater: Athena Nikephoros n. l., daneben Granatapfel / Apollo stehend n. l., in Rechter Lorbeerzweig, darunter Altar, Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques
Literatur:
- S. Killen, Parasema. Offizielle Symbole griechischer Poleis und Bundesstaaten, Archäologische Forschungen 36 (Wiesbaden 2017)
- S. Killen, Parasema in Arkadien. Staatssymbole von Kleitor, Pheneos und Mantineia, in: K. Tausend (ed.), Arkadien im Altertum – Ancient Arcadia. Geschichte und Kultur einer antiken Gebirgslandschaft, A.R.G.E.I.A. 3 (Graz 2018) 379–391
- S. Killen, Die Doppelaxt als Parasemon von Tenedos, in: E. Winter (ed.), Vom Euphrat bis zum Bosporus. Kleinasien in der Antike. Festschrift für Elmar Schwertheim zum 65. Geburtstag, AMS 65 (Bonn 2008) 367–372
- S. Killen, Parasema, offizielle Zeichen griechischer Poleis, AA 2008/1 Suppl., 233 f.
Dr. Simone Killen
Simone Killen studierte in Münster Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Latein. Für ihre Dissertation über „Parasema. Offizielle Symbole griechischer Poleis und Bundesstaaten“ wurde sie 2016 mit dem Walter Hävernick-Preis ausgezeichnet und erhielt das Wülfing-Stipendium des Deutschen Archäologischen Instituts.
In Belgien in Louvain-la-Neuve arbeitete sie als Postdoc im Projekt „Pondera Online“, einer Online-Datenbank für antike Gewichte.
Als Postdoc forschte und lehrte sie anschließend in Wien am Institut für Numismatik und Geldgeschichte bevor sie 2019 als Senior Researcher zur Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München kam.
Simone Killen über Parasema bei NumisVlogs:
NumisVlogs ist ein Projekt für numismatische Informationsvideos der Uni Tübingen.
Bildquellen
Eule, Tetradrachme Athen 5. Jh. v. Chr.: Berliner Münzkabinett (CC BY-NC-SA)
Rose, Didrachme Rhodos 5. Jh. v. Chr.: Bibliothèque nationale de France, département Monnaies, médailles et antiques (Domaine Public)
Thunfisch, 1/6 Stater (Hekte) Kyzikos 5. Jh. v. Chr.: Berliner Münzkabinett (CC BY-NC-SA)